Frühlingsanfang 20.03.2005 um 13:33 Uhr
Um 6:00 Uhr begann für mich der heutige Tag.
Ein roter Sonnenaufgang erfreute mich. Diesen Anblick hielt ich in mehreren Bilden fest.
Es gelang mir, die Sonne in der Astgabel in einer der Linden vor meinem Fenster in der Lindenallee 6 festzuhalten.
Sonnenaufgang in der Astgabel
Aber als ich das Fenster öffnete, strömte mir ein eisiger Luftzug entgegen.
Der Blick auf das Funkthermometer ließ mich fast erstarren; – 8,6 °C zeigte es an. Der Himmel wurde von keinem Wölkchen getrübt.
Der Ruf der Wildgänse und Kraniche war unüberhörbar. Sie hatten sich in den Wiesen des Randow- und Welsetales niedergelassen. Auch die kleinen Vögel zwitscherten schon um die Wette. Sie wetteiferten mit ihrem Gesang, um ein Weibchen ins Nest zu bekommen.
Im warmen Nest ist es sicherlich gemütlicher als auf einem Ast im Baum. Wenn die „Vogelfrau“ dann ihre Pflicht erfüllt, die befruchteten Eier gelegt und ausgebrütet hat, dann zwitschert er ihr erst mal kein Lied mehr ins Ohr. Jetzt verringern sich die fröhlichen Zwitschertöne; nun nimmt die Sorge um die Nahrungsbeschaffung für die Vogelkinder sehr viel Zeit in Anspruch. Gezwitschert wird erst wieder intensiver, wenn die ersten Vogelkinder in diesem Jahr flügge sind und eine neue Brutzeit beginnen soll. Dann geben sich die Vogelmännchen wieder richtig Mühe und trällern das Blaue vom Himmel.
Das soll in der Menschenwelt ja auch nicht viel anders sein. Zuerst versprechen die Männer den Frauen, dass sie ihnen jeden Wunsch von den Augen ablesen werden und dann stellt sich bald heraus, dass sie Analphabeten sind.
Den Nachmittag nutzte ich zu einer weiteren Fotosafari durch Wendemark.
Die Windräder in der näheren und weiteren Umgebung drehten sich zwar kein Stück, aber bei der Fahrradtour blies mir doch ein kalter Wind ins Genick. Also wurde der Kragen hochgeschlagen und der Reißverschluss bis zum Hals hochgezogen.
Der Weg durch den Friedhofsgrund zum Otto-Rostoski-Weg war nach der langen Winterruhe sehr beschwerlich und auch ziemlich rutschig. Eine Gruppe Rehe äste auf dem Rapsfeld und machte sich schnell aus dem „Staub“, als sie mich bemerkte.
Friedhofsgrund
Der Otto-Rostoski-Weg ist erreicht. Dieser Weg führt von Wendemark nach Briest und kreuzt die Chaussee nach Gramzow; er wird in alten Unterlagen auch als Kirchweg bezeichnet. Weil die Wendemarker Einwohner seit 1731 diesen Weg benutzen mussten, um zur Kirche und Schule nach Briest zu gelangen. Hier fielen mir die unveröffentlichten Erinnerungen von Prof. Dr. med. habil. Otto Rostoski ein, in denen er beschreibt, wie man von Gramzow nach Wendemark gelangt.
„Wenn man von Gramzow, einem Marktflecken, d.h. einem größeren Dorf, in dem Jahrmarkt abgehalten wurde, auf der Chaussee, die von Prenzlau kommt, nach der Bahnstation Passow geht, kommt man zuerst durch Zichow, damals mit Schloss und Park des Grafen Arnim. Ein Stück hinter Zichow geht rechts ein Feldweg nach Briest, einem Pfarrdorf, wohin meine Eltern immer zur Kirche fuhren, und links ein Feldweg nach Wendemark ab. Letzterer steigt zunächst etwas an. Auf der Höhe sah man dann Wendemark etwas tiefer liegen.
Den Ort bildeten die Gutsgebäude und zu deren beiden Seiten je einige nahe beieinander, und auch nicht weit von den Gutsgebäuden gelegen, zum Teil noch mit Stroh gedeckte Häuser. Alle Bewohner dieser Häuser waren auf dem Gut beschäftigt. Bauernwirtschaften gab es nicht.
In der linken Häusergruppe sah man einen aus roten Ziegeln erstellten und auch mit roten Ziegeln gedeckten Neubau, die Schule, in der auch der Lehrer sein Unterkommen hatte.
Die Bahnstation Passow lag nicht weit vom Gut entfernt und war mit dem Fuhrwerk schnell zu erreichen. Das war wichtig, weil ein Zug die Milch des Gutes täglich nach Berlin mitnahm.“
Prof. Dr. med. habil. Otto Rostoski
Seit 1872 hat sich einiges geändert in Wendemark, aber einige der Gebäude, die er beschrieben hat, stehen noch.
Rostoskiweg
Rostoskiweg hinterm Berg versteckt liegt der alte Ortskern von Wendemark.
Meine Fahrt führte mich weiter auf der B 166 zum Bahnhof Passow.
Der Fortschritt der B 166n sollte im Bild festgehalten werden. Mein erstes Ziel war die Brücke über die Kreisstraße nach Briest.
Der schwarze Wiesenboden, der bei der Anlegung der Trasse durch die Wiesen anfiel, ist auf dem Feld verteilt worden. Die Wiesen sind durch die Schneeschmelze und den Regen der letzten Tage überschwemmt.
Verteilung Moorboden
Brückenblick
In Passow wurde an der Landesstraße nach Grünow mit den Erdarbeiten für die neue Trasse begonnen.
Am Bahnhof Passow, der 1731 auf Wendemarker Territorium errichtet wurde, fotografierte ich noch die heutige Technik. Das war meine Drahteseltour am ersten Frühlingstag 2005.
Nachtrag: Die Ortsumfahrung Passow B 166n wurde am 13.10.2006 feierlich eingeweiht.