2009 Winterwanderung

Winterwanderung am 11.01.2009

Augenblicke – einen Steinwurfweit entfernt von der Märkische Eiszeitstraße

Wendemark liegt im Randow-Welsetal nur einen Steinwurf weit von der Märkischen Eiszeitstraße entfernt. Nur leider weist nirgendwo ein Hinweisschild auf diese wunderschöne Landschaft hin, dabei könnte man mit einem kurzen Abstecher von der

B 166, entlang auf dem Otto-Rostoski-Weg nach Wendemark gelangen. Und der Besucher könnte seine Blicke in die Weiten des Randow-Welsetales schweifen lassen und sich an graue Vorzeiten erinnern, als die Eiszeit diese wunderschöne Landschaft prägte und fleißige Menschen diese Landschaft nutzbar machten. Mit einer Schilderung und Fotos über meine Winterwanderung möchte ich die Augen der Stubenhocker öffnen.

Lindenallee von der Eisenbahn

Vom 04.01.2009 zum 05.01.2009 hatte es in der Nacht ganz leise und sacht geschneit, ca. 10 cm Neuschnee hatten Wendemark und Umgebung verzaubert. In der Nacht zum 06.01.2009 habe ich auf meinem Thermometer morgens um 5:00 Uhr – 19,2 °C abgelesen. Die strengen winterlichen Temperaturen ließen uns bis zum 10.01.2009 frösteln. Aber am 10.01.2009 zeigte das Funkthermometer + 0,5 °C an. Der Hochnebel löste sich nicht auf, und kein Sonnenstrahl konnte durch ihn hindurch dringen. Um 20:00 Uhr zeigte das Thermometer dann 0,0 °C.
Die Plusgrade ließen den Pulverschnee zusammenfallen, und es bildete sich eine Harschschneedecke, die bei jedem Schritt mit einem krachenden Geräusch zerstört wurde. Meine Schuhe zeigen die Folgen der Harschschneedecke ganz deutlich.

Am Sonntag begrüßten mich um 6:00 Uhr noch ein herrlicher Vollmond und Temperaturen von -8,6 °C.
Gegen 8:00 Uhr kündete ein rötlicher Himmel den Sonnenaufgang und es wurde ein Bilderbuch-Wintertag, der zu einer ausgedehnten Winterwanderung bei -3°C einlud.

Mit leckerem Kaninchenbraten im Magen, guter Laune und Digitalkamera startete meine Fotosafari um 12:30 Uhr. Meine Schritte lenkte ich über die Wiesen des Randowtales zur Bahnstrecke Berlin-Stettin, diese durchschneidet seit 1843 das Randow-Welsetal. Schon nach kurzer Zeit sah ich aus dem Schönower Wald einen Zug kommen. Es war der RE 66.

Ich hoffe, dass der Lokführer nicht annahm, dass sich dort ein Selbstmordkandidat auf dem Bahndamm befand. Als der Zug sich in Richtung Angermünde entfernt hatte, setzte sich die Lok, die schon am alten Stellwerk wartete in Bewegung und fuhr in Richtung Stettin.

Gleis aus Richtung Stettin, Regionalzug RE 66, Diesellok in Richtung Stettin

Jetzt drohte vorerst keine Gefahr, und ich konnte die Gleise gefahrlos überqueren und den Bahndamm langsam und vorsichtig ins Welsetal hinab klettern. Nach ein paar Metern erreichte ich die Welse, ich hatte vermutet, dass diese nach den kalten Temperaturen schon zugefroren ist, aber sie plätscherte munter dahin. Dagegen muss die Oder mit Eisbrechern befahren werden, um die Eisstauungen zu verhindern. Das erstaunte mich.
Nach ein paar Schritten am Ufer der Welse erschreckte mich lautes Geschnatter und Geflatter. Hunderte von Enten fühlten sich durch mich bedroht und suchten daher lieber in der Luft Schutz vor mir, dahin konnte ich ihnen nur in Gedanken folgen. Die herrliche Winterlandschaft beflügelte meine Schritte und der Blick auf das weite Welsetal, das am östlichen Rand von den dunklen Kiefernwäldern des Schönower Waldes begrenzt wird, verdeutlichten mir wieder mal – warum denn in die Ferne schweifen, sieh, das Gute liegt so nah.

Immer wieder starteten unzählige Stockenten in den blauen, nur mit ein paar Schleierwolken verzierten Himmel.

Die Welse

In einiger Entfernung, da, wo die Randow in die Welse mündet, sah ich einige Schwäne schwimmen. Als ich näher herankam, ergab die Zählung 10 Stück. Das sind schon alte Bekannte von mir, die Schwanenfamilie hatte ich vom Frühjahr bis zum Herbst häufiger auf dem Baggerpfuhl beobachtet. Dieser, und auch der neue Kiessee sind zurzeit zugefroren, und nun suchen die Schwäne in der offenen Welse nach Nahrung.
Es ist erstaunlich, dass das Paar acht Junge hat und auch alle acht groß geworden sind. Sie sind noch dunkel im Gefieder und sind daher gut von den schneeweißen Eltern zu unterscheiden.

Meine Nähe beunruhigte sie, und sie zogen es vor, sich mit gewaltigen Flügelschlägen in die Lüfte zu erheben.

Schwaneneltern mit 8 Kindern, Rettung gen Himmel

Am Waldrand wandern die Schönower Rinder zu den Futterstellen, die dort durch die Tierpfleger angelegt worden sind.

Schönower Rinder, Schönower Wald, Stockenten

Die Mündung der Randow in die Welse kann man nur ahnen, da der starke Schilfbewuchs den direkten Blick verhindert. Die Randow ist zugefroren, nur am Stau fließt das Wasser noch. Der Wasserstand ist sehr niedrig. Ich muss den Bahndamm erneut überqueren, um in das Randowtal zu gelangen.

Stauwehr Schönower Wiesen, Eisenbahnbrücke und RE 66, Randow Wendemarker Wiesen


Wenn man von hier den Blick in westlicher Richtung schweifen lässt, dann erheben sich die sanften Hügel hinter den Häusern von Wendemark, und die sechs Windräder des Windparks Briest deuten auf den Willen der Politiker hin, die Windkraft zur Stromerzeugung immer stärker zu nutzen.

Blick auf den Krähenberg, Reparatur einer Windkraftanlage, das weite Randowtal

Auf den weiten, weißen Wiesenflächen erheben sich unzählige kleine schwarze Hügel, ein untrügbares Zeichen, dass unter der Erde reges Leben herrscht. Einige Hügel sind aber besonders groß geraten, kaum vorstellbar, dass der kleine Maulwurf so große Hügel aufbauen kann.

Auch über der Erde ist reges Leben zu erkennen. Ein Fuchs eilt schnell von dannen und entschwindet meinen Blicken, eine Gruppe Rehe erhebt sich von ihrem Lager und eilt davon, nur ein Haase macht auf dem Weg ein Männchen, der hat mich noch nicht gewittert, da der Wind mir entgegenweht oder etwas anderes erforderte seine größere Aufmerksamkeit. Als er mich bemerkt, macht er sich eilig aus dem Staub, und fast zur gleichen Zeit eilt auch Herr Fuchs über den Weg. Der hatte in dem kleinen Graben Deckung gesucht und vielleicht den Hasen im Visier. Beide wurden durch mich gestört, ich bilde mir nun ein, dass ich an diesem Tag der Lebensretter des Hasen war.

Herr Fuchs muss bis zum Frühling von Nahrung im Überfluss träumen, wenn die Kühe ihre Kälber zur Welt gebracht haben, kann er sich an der Nachgeburt laben.

Maulwurfshaufen, furchtloser Hase , Koppelweg nach Wendemark

Meine Schritte lenkten mich nun auf dem Betonplattenweg, der in den siebziger Jahren im Zuge der Melioration angelegt wurde, in den alten Dorfkern, der 1731 als königliches Vorwerk erbaut wurde durch die Speicherstraße.
Die Schmiede, die 1800 erbaut wurde, erfüllt heute nicht mehr ihren Zweck, sie ist aber das älteste Bauwerk in Wendemark und seit 1932 im Besitz der Nachfahren des Schmiedemeisters.

Weiter geht es über den ehemaligen Gutshof, hier sind die alten Gebäude keine Augenweide mehr. Die Gebäude sind schon fast 20 Jahre unbewohnt und dem Verfall preisgegeben. Die Feldsteinscheune wurde ca. 1830 als Schafstell erbaut, das Rohrdach brannte 1944 ab. Die LPG „Randowtal“ baute diese Scheune zum Jungtierstall in den 1960er Jahren aus.

Felssteinscheune, Speicher Gutshaus Wohnhaus mit Storchennest, Gutshaus>

Das Gutshaus ist nur zur Hälfte bewohnt. Hier wohnt seit Oktober 2001 Rainer Scheller. Seine Haustiere sind riesige Pythonschlangen. Bei unserem 1. Heimatfest 2002 zeigte uns Herr Scheller in einer Show seine Schlangen. Das war ungewöhnlich, jedoch sehr beeindruckend.

Der Speicher wird nicht mehr genutzt.  

Im Park steht eine uralte Linde, sie hat einen stattlichen Umfang, und eine dicke Eiche, die bestimmt schon viel im Park erlebt hat, streckt sich dort in den Himmel.

Unser  „Kulturpalast“ weist keine Zerstörungsschäden auf, die Vandalen haben 2007 einige Spielgeräte zerstört, nun gibt es im Park nur noch eine Wippe und einen Sandkasten. Die Gemeindevertretung hat auch beschlossen, dass die nicht zerstörten Spielgeräte abgebaut werden müssen, weil sie nicht den Sicherheitsstandards entsprechen. Sicherheit geht eben vor Spielvergnügen. Alle Wendemarker Kinder sind darüber sehr traurig.

uralte Linde, alte Eiche, Schneemann

Weiter geht´s, jedoch nicht auf direktem Weg auf der alt-ehrwürdigen Lindenallee nach Hause, sondern ich „bestieg“ noch die schneebedeckten Hügel auf der Wendemarker Seite des Randowtales, um von „hoch oben“ einen Blick über meine vielgeliebte, verschneite Heimat zu werfen. Ein Schneemann erwartete mich schon auf dem Berg und grüßte mich frostig.

Blick vom Schulberg, Kieswerk in Passow, ein kleines Tal

Nach ein paar Metern auf der altehrwürdigen Lindenalle landete ich wieder zu Hause.

Berg und Tal, Lindenallee, Pflasterstraße durch Wendemark

Diese Wanderung war wieder mal Balsam für die Seele! (Auch wenn die Füße danach schmerzten.)