2007 – Raureif-Winterradtour

Raureif – Winterradtour am 23.12.2007

Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Einige Radtouren unternahm ich schon in diesem Jahr, und das wird nun in 2007 sicher meine letzte Radtour sein.

In der Nacht zum 22.12.2007 haben die feuchte Luft und der Frost um – 5,5°C die Natur verzaubert. Raureif hatte alles was ihm im Wege stand überzogen. Die frostigen Temperaturen hielten sich auch am Tag, und in der Nacht verstärkte sich der Raureif nochmals. Bis zum Mittag war es trübe, aber dann bahnte sich die Sonne durch den Hochnebel ihren Weg und die verzauberte Natur lockte mich aufs Rad. Schon ein Blick aus meinem Fenster zeigte mir eine verzauberte Lindenallee.

verzauberte Lindenallee, vom Berg Lindenallee, Friedhofsgrund Zuckerkiefern, Wehnerts Wald

Ich wählte wieder die „harte Route“ über Stock und Stein über Bergeshöhen in das grüne Randowtal, der gefrorene Ackerboden erlaubte das.

Die Kiefernbäume in dem Friedhofsgrund, von den alten Wendemarkern auch Kirchhofsgrund genannt, waren wie von Puderzucker überzogen. Vom Gras flirrten die Eiskristalle bei jedem Windhauch zu Boden. Wehnerts Wald bot ebenfalls einen wunderschönen Anblick.

Überwältigend war der Ausblick vom Schulberg auf die verzauberte Umgebung.

Einige Rehe lagen in der Mittagssonne. Nun kam ich und sie zogen es vor, ihre Mittagsruhe zu unterbrechen. Der Eichenwald war auch zum Zuckerwald geworden.

Rehe in der Sonne, Rehe auf der Flucht, Eichenwald

Der Rundumblick vom Krähenberg ließ meine Augen leuchten und das Herz höher schlagen.

Blick vom Schulberg ins Dorf, Koppelweg Schönower Wald, Blick von den Wendemarker Bergen ins Dorf

Ich wollte ja nicht alle Tiere wild machen, sonst hätte ich das Wendemarker Lied, von Willi Lebrenz, ganz laut gesungen: Man kann es nach der Melodie „Wo die Nordseewellen…“ singen. Probieren sie es doch einmal aus:

Wo das Randowwasser plätschert an den Rand,

wo die Randow, Grenzfluss war zum Pommernland,

wo ganz hoch im Norden in der Uckermark,

hinterm Berg verborgen liegt mein Wendemark.

Wo die Welse schlängelt sich zur Oder hin,

wo die Eisenbahn verbindet Berlin – Stettin.

Wo auf grünen Wiesen Schaf und Rinder ziehn,

da ist meine Heimat, da gehör ich hin.

Wo am Wege längs die hohen Linden stehn,

wo ich mit der Liebsten konnt’ spazieren gehen.

Wo uns Berge schützen vor dem Sturmgebraus,

da leb ich mein Leben, da bin ich zu Haus.

Wenn mein Licht erloschen, legt mich in ein Grab,

in die Wendemarker Erde, die ich gerne mag.
Nur im Friedhofsgrunde möcht’ ich begraben sein,

wo die Vögel singen beim ersten Sonnenschein.

Nach kurzer Rast schwang ich mich wieder auf meinen Drahtesel und setzte meine Fotosafari fort. Heute kam die bergige Landschaft um Wendemark besonders gut zur Geltung. Ob die Brüder Grimm wohl auch so eine Landschaft vor Augen hatten, als sie im Märchen von Schneewittchen den Spiegel sagen ließen: „…hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen…“

Hinter den sieben Bergen, Windpark Briest

Was werde ich wohl heute unterhalb der Berge, außer der verzauberten Landschaft, noch entdecken? Auch hier sind über Nacht wundervolle Zuckerbäume entstanden.

Zuckerbäume, Zuckerwatte oder Raureif das ist hier die Frage

Mit eigener kräftiger PS und Rückenwind über die Straße vom Ortsausgang in Richtung Zichow. Bergab ins Randowtal auf dem Plattenweg bis zur Randow lief das Rad fast von allein.

Straße Ortsausgang nach Zichow, Plattenweg Randowtal

In Gedanken war ich bei der Schwanenfamilie und dem Biber, als ich auf einmal einige schwarze Gestalten über die Wiese rennen sah. So schnell konnte ich meinen Fotoapparat gar nicht anschalten. Es waren sechs kräftige Wildschweine, die in einem zügigen Schweinsgalopp über die Wiese rasten. Ein einzelnes Wildschwein konnte der Rotte nicht so schnell folgen; es folgte ihr in einem größeren Abstand.

Die Büffel der Uckermark: vier Wildschweine, ein Wildschwein

Ich war mir nicht sicher, ob ich meinem Drahtesel „Otto“ nun die „Sporen“ geben und der Rotte ganz schnell folgen sollte, oder ob ich lieber einen größeren Abstand halten sollte. Ungefährlich ist eine nähere Begegnung mit den Tieren ja nicht, besonders wenn sie sich bedroht fühlen.
Ich entschied mich für den größeren Abstand, bedauerte es aber hinterher, denn die Rotte musste auf der Flucht noch einen Graben überwinden, das hätte ich doch zu gern fotografiert. So konnte ich nur die zerbrochene Eisdecke des Grabens fotografieren.

zerbrochene Eisschicht Wiesengraben

Im Schönower Wald hörte ich noch einige Schüsse, ob die Wildschweine auf der Flucht vor dem Jäger waren? Bestimmt, sonst wären sie nicht am helllichten Tag dort zu sehen gewesen.

Die Familie Schwan schwamm nicht auf dem Graben, aber in der Luft hörte ich ein kräftiges Rauschen, das entstand durch den Flügelschlag eines Schwanenpaares. Leider kam es ohne den grauen Nachwuchs angeflogen. Wer weiß, auf welchem Teil der Randow es sich aufhält.

Meinen Weg setzte ich in ganz ruhiger Natur fort, die Sonne wärmte nun schon etwas, und immer mehr Reif fiel von den Bäumen lautlos zu Boden. Unter der Erde regte sich aber noch Leben, ein Maulwurf war am Arbeiten, der Hügel geriet in Bewegung.

Zahlreiche große Löcher entlang des Plattenweges am Mittelgraben, die jetzt, da das Gras umgebrochen ist, sichtbar werden, zeigen, wie tätig der Biber im Ufer ist. Neue Nagestellen an den Bäumen konnte ich hier nicht entdecken.

Den Weg über die Wiese entlang der Randow wählte ich heute nicht. Die Fahrt auf dem  Plattenweg ist bequemer.
Ein Abstecher zur Eisenbahnlinie musste aber sein, denn der Schönower Wald bot ja auch einen traumhaften Anblick. Am Koppelweg hatte der Biber wieder seine Spuren hinterlassen.

Schönower Zuckerwald>

Schade – auch auf der Randow war von Familie Schwan keine Spur zu entdecken, aber dafür hatte ich ja eine Begegnung einer besonderen Art mit den Wildschweinen. Ob ich sie wohl noch einmal in meinem Leben haben werde, ist mehr als fraglich.

Um den Heimweg abzukürzen, wählte ich nun doch den Weg über die Wiese entlang der Bahnlinie. Das hätte ich aber lieber nicht tun sollen, da die Wiesen hier teilweise unter Wasser standen und ich große Mühe hatte, trockenen Fußes nach Hause zu kommen.

Am 24.12.2007 war die weiße Pracht verschwunden und die grauen Töne legen sich auf mein Gemüt. Die grauen Töne beherrschen auch das ganze Weihnachtswetter; nur am 2. Weihnachtstag war es teilweise etwas sonnig.

So ein Erlebnis hat man nicht in jedem Jahr, deshalb muss ich das aufschreiben, in der Hoffnung, dass es mal jemand interessiert, was in Wendemark passiert. Die wunderbar verzauberte Landschaft ließ mich die Kälte gar nicht spüren und die Heimatliebe erneut stärker werden.