2016 – Ein Irrgast im Randowtal

2016 Goldgräberstimmung im Randowtal – zahlreiche Ornithologen „überfallen“ das Randowtal

Im Juni 2016 wurden im Randowtal viele Besucher mit riesigen Ferngläsern und Fotoapparaten gesichtet. Die Wendemarker fragten sich, was es hier wohl interessantes zu sehen gab. Meine ersten Gedanken waren – ob wohl wieder die Großtrappen dieses Gebiet für sich zurückerobern? Das Randow-Welsebruch war ja schon mal ein Trappenschutzgebiet. Nach Auskunft von Dr. Eberhard Henne gelten die Großtrappen hier aber seit Ende der 90-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts als ausgestorben. Doch ich will es vorweg nehmen; meine Gedanken sollten sich später als falsch herausstellen. Einen Bericht über die Großtrappen im Randowtal füge ich als Anhang zu meiner Geschichte ein.

Großtrappen

In diesem Jahr hatte ich zu meiner Überraschung am 22.05.2016 auf der Randow wieder einen brütenden Höckerschwan entdeckt.

Der Schwan wurde schon zur Zeit der Götter bei den Griechen verehrt (Göttin der Schönheit). Der Höckerschwan (Cygnus olor) hat eine Größe von 1,60 m und ein Gewicht bis zu 12,5 kg. Somit zählt er zu den schwersten flugfähigen Vögeln in unseren Breiten, abgesehen von der Großtrappe, die 16 kg auf die Waage bringt. Der Höckerschwan hat eine Jahresbrut von März bis Juni. Das Weibchen legt 5 bis 8 Eier in ein großes Nest aus Pflanzenresten, das in der Nähe von Gewässern gebaut wird. Das ausbrüten der Eier übernimmt das Weibchen alleine (ungefähr 36 Tage). Höckerschwäne benutzen ihr Nest über Jahre, wenn es keine Störungen gab. Ich bin gespannt, ob der Schwan mich als Störung empfindet.

Nun hatte ich wieder ein lohnendes Ziel im Randowtal. Am 02.06.16 war Frau Schwan auch so nett und stand vom Nest auf, und ich konnte drei Eier entdecken. Jetzt konnte ich wieder, wenn ich wollte, wie schon 2007, einen Schwan beim Brutgeschäft beobachten.
Als ich mich am 11.06.16 zu meiner Schwanen-Kontrollfahrt auf dem Weg machte, parkte am Wiesenweg ein Auto mit einem D als ersten Buchstaben im Kennzeichen. Es war also aus Düsseldorf in Nordrhein-Westfahlen. Ich sprach den jungen Mann, der mit einem großen Fernglas das Randowtal absuchte, einfach an. In unserem Gespräch erfuhr ich, dass er in der Uckermark Urlaub macht und hier einen ganz seltenen Vogel beobachten wollte. Hier soll ein Gleitaar sein.
Von so einem Vogel hatte ich noch nie gehört, aber das will ja bei meinen ornithologischen Unkenntnissen nichts heißen. Zwar kann ich einen Spatz von einer Meise und einen Storch von einem Kranich unterscheiden und weiß auch, dass der Kuckuck seinen eigenen Namen ruft und seine Eier in fremde Nester legt und von den Nestbewohnern ausbrüten lässt. Ich weiß auch das eine Bordsteinschwalbe kein Vogel ist, aber sonst ist es nicht weit her mit meinen Kenntnissen über die Vogelwelt. Doch wozu gibt es das Internet und siehe da, die Seltenheit des Vogels in Deutschland wurde bestätigt.
In diesem Jahr hatte ich schon einen seltenen Vogel im Dorf beobachten können, der mir im vergangenen Jahr durch seinen eigenwilligen Ruf – huphup, huphup, aufgefallen war. Es ist ein Wiedehopf. Das Internet gab wieder Auskunft über die Seltenheit des Vogels in Brandenburg und ich informierte am 24.04.2016 den Landschaftspflegeverband Uckermark-Schorfheide über meine Beobachtung.

Man war erfreut über die Mitteilung und verwies mich an Herrn Kraatz. Von ihm erhielt ich folgende Informationen.

Sehr geehrte Frau Würfel,

Herr Noack hat diese E-Mail an mich als Ornithologen weitergeleitet. Danke für die Übermittlung der interessanten Beobachtungsdaten.

Ihre Beobachtungen fallen in die Zugzeit des Wiedehopf, möglicherweise wird er auch in der Umgebung sesshaft. Grundsätzlich befindet sich die Uckermark am nördlichen Rand des Verbreitungsgebietes der Art und jede Beobachtung ist des Notierens wert. In manchen Jahren tritt er bei uns häufiger, in anderen seltener auf, woran das liegt ist nicht bekannt. Bruten werden in der östlichen Uckermark selten und immer an verschiedenen Stellen nachgewiesen, meist im Nationalpark Unteres Odertal oder im Welsebruch, zuletzt bei Stendell.

In den letzten Tagen haben verschiedene Beobachter in der Umgebung von Passow und Wendemark einzelne Wiedehopfe registriert. Interessant wäre es zu wissen, ob sich in den nächsten Tagen noch ein zweiter Wiedehopf einfindet und es zu Eiablage und Jungenaufzucht kommt oder ob der Wiedehopf allein bleibt. Vielleicht gelingen Ihnen in Zukunft ja weitere Beobachtungen, über eine Mitteilung dieser würden wir uns sehr freuen.

Mit freundlichem Gruß Ulf Kraatz

Am 28.04.2016 bekam ich den Wiedehopf auch vor meine Linse und konnte ein Beweisfoto schießen. Er suchte auf dem Nachbargrundstück in der Lindenallee 5 im Rasen nach Futter.

Der Wiedehopf und andere Vögel

Nun aber zurück zum Gleitaar, nach dem viele vogelkundige Menschen (die Ornithologen) aus ganz Deutschland suchten.

Am 24. und 25.06.2016 war große Hitze, ein Gewitter mit Starkregen (21 l) und starke Windböen fegten über das Randowtal, später fielen noch mal 6 l Regen.

Überschwemmung am Bahnhof Passow

Zwei Ornithologen beobachteten am Blumberger Weg das Randowtal mir riesigen Fernrohren. Sie ließen sich durch mich bei ihren Beobachtungen stören und ich erfuhr, dass sie hier auch Ausschau nach dem Gleitaar hielten. Das Auto der „Ornis“ hatte ein OHV-Kennzeichen.
Ich durfte den Gleitaar durch das „Spektiv“ Fernrohr der Ornithologen mit eigenen Augen beobachten. Er saß in einiger Entfernung auf der Stromleitung, die vom Zichower Wald durch das Randowtal nach Blumberg führt. Ein schöner Anblick. Mit bloßem Auge war das nur ein etwas größerer, fast weißer Vogel. Doch durch das Spektiv betrachtet, ein wunderschöner Vogel. Ein Foto mit meiner Technik brachte nicht den gewünschten Aha-Effekt. Die beiden Herren versprachen mir, ein schönes Foto vom Gleitaar zu schicken, das ich dann auch veröffentlichen darf.

Gleitaar

Die Ornithologen

Mein eigentliches Ziel, das Schwanennest, überraschte mich auch. Auf dem Nest standen die Eltern mit 6 Jungen. Als ich mich näherte, retteten sie sie aufs Wasser. 

Familie Schwan

Am 28.06.16 habe ich wieder etwas getan, um mein Haltbarkeitsdatum zu verlängern. Und siehe da, im Randowtal in der Gemarkung Wendemark traf ich wieder einen Menschen, der den Gleitaar im Blick hatte. Ich durfte auch einen Blick durch sein Fernrohr auf den Gleitaar werfen. Mit meinem Fotoapparat habe ich ebenfalls ein Bild geschossen. Man kann nur erahnen, dass das der Gleitaar ist. Der junge Mann hatte als Autokennzeichen CB – also Cottbus. Nun bin ich gespannt, ob ich den seltenen Vogel auch mal selbst erblicke.

Das Ufer der Randow wurde wieder einseitig gemäht und ich konnte das Schwanenpaar mit seinen sechs Jungen gut fotografieren.

Am 29.06.16 traf ich im Randowtal einen Fotografen aus Berlin; der stellte mir auch Fotos vom Gleitaar zur Verfügung.

Bei einer weiteren Vogeltour hatte ich den Gleitaar trotz Fernglas nicht entdeckt. Ich hatte meine Ausrüstung ja nun auch schon mit einem Fernglas aufgestockt und konnte nun besser die Vögel in der weiteren Umgebung beobachten.
Am 04.07.16 fuhr mir ein Schreck in die Glieder: viele weiße Federn auf der Wendemarker Straße nahe am Wiesenweg. Meine große Sorge war, dass ein größerer Greifvogel den kleineren Gleitaar zum fressen gern hatte.

Vogelfedern, Omama mit Drahtesel Otto auf dem Heimweg

Mit einigen Ornithologen entwickelte sich ein reger E-Mail Kontakt.


Hier nun ein Bericht von einem Ornithologen über seine Vogeltouren ins Randowtal:

Liebe Frau Würfel, 

der seltene Gleitaar, ein Irrgast und absolute Seltenheit in unseren Breiten, hat viele Vogelkundler aus Nah und Fern angelockt.
Ich selber habe Vogelkun
dlern aus Deutschland, Canada (Vancouver), den USA (Minnesota), aus Frankreich und Österreich den Gleitaar gezeigt.

Aus dem Internet (www.ornitho.de) habe ich erfahren, dass viele Vogelkundler aus fast allen Regionen Deutschlands den Gleitaar besucht haben (Stand: 2.8.2016), teilweise mehrere Vogelkundler aus den unten genannten Landkreisen und Städten:


B: mindestens 32 Vogelkundler

BB: P, LDS, PM, UM, TF, BAR, HVL, OHV, LOS

SH: PLÖ, OH, SL

RP: TR

HE: KS, MTK, LDK, MKK

BY: M, LL, KG

NI: OL, BS, VEC, OS, H, HI

SN: GR, FG

NW: K, WES, MS, ME, COE, HX

BW: MA

HB:

HH:

MV: DBR, HGW, UER, NB, RÜG, PCH

ST: WB, BK, MD, HAL

TH: WE

Der Gleitaar (höchstwahrscheinlich der gleiche Vogel?) wurde zuvor am 9.4.2016 im Havelland beobachtet, dann am 22.4.2016 auf der Greifswalder Oie in der Ostsee und dann ab 2.6.2016 im Randowbruch bei Wendemark.

Mit besten Grüßen aus Lychen,

Rolf Nessing

www.birdingberlin.com


Hallo Frau Würfel, 

ich war vor einiger Zeit auch wieder mal beim Gleitaar (mit einem Ornithologen aus Argentinien und einer Ornithologin aus Italien). Ich finde den Gleitaar ja eher langweilig. Da ist mit den Schreiadlern doch mehr los.

Ich hatte Anfang Mai einen Wiedehopf rufend zwischen Wendemark und Passow.

Beste Grüße aus Lychen,

Rolf Nessing

www.birdingberlin.com


Dann entdeckte ich diese Meldung im Internet: 
Donnerstag, 25. August 2016 Eintrag bei Club300 (Internetseite von Ornithologen)

N Silo Zichow [2850_1_05n] / Zichow (BB, UM)

 1 Gleitaar (Elanus caeruleus)
Bemerkung : 8:50 h jagend, dann hoch nach W abgeflogen Detail : 1x 2. KJ / vorjährig

Meine Neugier und die entstandene Leidenschaft für den Gleitaar ließ mich am 27.08.2016 schon in den frühen Morgenstunden ins Randowtal aufbrechen. Ich konnte den Gleitaar, trotz intensiver Ausschau mit dem Fernglas aber nicht entdecken. Ein mittelalter Mann mit ausländischen Akzent (vermutlich ein Pole) war auch schon auf der Suche nach dem Gleitaar.
Kurz nach dem Mittag begab ich mich erneut auf die Suche, ohne Sichtungserfolg beim Vogel. Wohl aber sichtete ich hier zwei Ornithologen.

Der vermutete Pole, von heute Morgen, hat sich zum Tschechen gemausert. Der zweite Orni aus Niedersachsen, der sich extra für 4 Tage in Schwedt ein „Nest“ gesucht hat, hat den Gleitaar gestern und heute auch nicht gesehen. Der Tscheche war auch schon bei Magdeburg, weil von dort ein Gleitaar gemeldet wurde. Er hat aber auch dort das Objekt seiner Begierde nicht entdeckt.
 
Nun bin ich ja gespannt, ob der Gleitaar in diesem Jahr noch in anderen Regionen auftaucht. Nach meinem Kenntnisstand wurde der Gleitaar nach dem 25.08.2016 im Randowtal nicht mehr gesichtet.

Das war die aufregende Geschichte vom Gleitaar im Randowtal 2016. Ein kleiner Vogel hat es geschafft, mehr Menschen ins Randowtal zu locken, als die ganze Tourismusbranche. Bin gespannt, was ich für aufregende Erlebnisse im nächsten Jahr in meinem geliebten Randowtal haben werden.

Ich bedanke mich herzlich bei den Ornithologen, Herrn Vilcsko aus dem Landkreis Ober-Havel, Herr Henderkes aus Berlin, Herrn Braemer aus Niedersachen für die Fotos vom Gleitaar und bei Herrn Nessing aus Lychen für die Informationen zu den Besuchern im Randowtal. Und bei allen, namentlich nicht bekannten Ornithologen, die die Fragen einer alten Omama zum Gleitaar geduldig ertragen und beantwortet haben.
Unter dem Link https://de.wikipedia.org/wiki/Gleitaar findet man umfangreiche Informationen zu dem seltenen Vogel, der als Irrgast für viel Aufregung unter den Ornithologen und bei mir sorgte.

Leider muss ich berichten, dass sich der Gleitaar 2017 nicht wieder ins Randowtal verirrt hat.


Nun noch Informationen zu den Großtrappen im Randowtal.

Die Trappen sind da!

Auszug Angermünder Zeitung

94. Jahrgang                                                                                                          Nr. 92   Freitag  19. April 1940        

Neues aus Uckermark.

Die Trappen sind da!

Wendemark: Alljährlich im Frühling und im Herbst stellt sich in unserem Welsebruch zwischen Wendemark und Stendell eine Schar Trappen ein. Die Trappen sind die größten Laufvögel unseres Vaterlandes. Da sie selten sind, so stehen sie unter Naturschutz und dürfen das ganze Jahr nicht geschossen werden. Als Aufenthaltsort bevorzugen sie Gegenden mit schwerem Boden. So finden sie sich häufiger in den nördlichen Teil unseres Heimatkreises wie auch im Kreise Prenzlau, ein. Auch Pommern, Mecklenburg und die Börde bei Magdeburg dienen den Vögeln als Aufenthaltsorte. Sie nährt sich von Würmern, stellt besonders Drahtwürmern nach und äst auch von der jungen Saat. Das Gefieder ist erdfarben und der Umgebung angepasst. Die Trappen sind sehr schöne Vögel. Wie schwer es für den Jäger war, sich heranzupirschen, schildert Hermann Löns in „Wittbart“, einer seiner Tiergeschichten. Ein alter Trapphahn war für den Jäger immerhin eine stattliche Beute, waren doch Exemplare von 25 Pfund keine Seltenheit.

94. Jahrgang                                                                                            Nr. 258   Freitag 1. November  1940   

Die Trappen kehrten wieder.

Passow:  Alljährlich im Herbst und im Frühling stellt sich in Welsebruch zwischen Passow und Stendell ein Schar Trappen ein. Die Trappe gehört zu den größten Laufvögeln unseres Vaterlandes. Da sie selten ist, steht sie unter Naturschutz und darf das ganze Jahr nicht geschossen werden. Als Aufenthaltsort bevorzugt sie Gegenden mit schweren Böden. So findet sie sich häufiger in dem nördlichen Teil unseres Heimatkreises wie auch im Kreise Prenzlau. Auch Pommern, Mecklenburg und die Börde bei Magdeburg dienen ihr als Aufenthaltsort. Sie nährt sich von Würmern, stellt besonders Drahtwürmern nach und äst auch von der jungen Saat. Ihr Gefieder ist erdfarben, ihrer Umgebung angepasst. Wenn die Felder kahl sind und sie dort keinen Schutz mehr findet, sucht sie die Brüche und Niederungen auf. So sind schon im Welsebruch bei Biesenbrow wie auch im Randowbruch Scharen von Trappen beobachtet worden. Liegt in Winter der Schnee gar zu hoch und tritt dadurch für die Tiere Nahrungsmangel ein, so ziehen sie nur so weit südlicher, bis sie neue Futterplätze finden. Die Trappe ist ein sehr scheuer Vogel. Wie schwer es für den Jäger war, sich heranzupirschen, schildert Hermann Löns in „Wittbart“, einer seiner Tiergeschichten. Ein alter Trapphahn war für den Jäger immerhin eine stattliche Beute, waren doch Exemplare von 25 Pfund keine Seltenheit.


Und was wurde daraus?

Dazu ein Bericht von Herrn Dr. Eberhard Henne aus dem Jahr 2014:

Die Berichte in der Zeitung zeigen, dass sich die Menschen in der Uckermark für ihre Natur, insbesondere für die Großtrappen, interessiert haben. Eine Zählung der Trappen in unserer Region in den 1930-er Jahren von Schuster wies noch einen Bestand von über 400 Tieren nach.

Meine erste Zählung im Winter 1970/71 ergab einen Bestand von ca. 110 Trapphennen im Gebiet Wendemark/Briest/Passow. Weitere ca. 45 Trapphähne wurden in den Gemarkungen zwischen Luckow-Petershagen, Casekow und Schönow gezählt.

Die traditionellen Balzplätze der Großtrappen befanden sich im Randowbruch bei Wendemark. Sie sind in der alten Ornithologischen Literatur immer wieder beschrieben worden. Diese Balzplätze wurden durch die Komplexmelioration des Randowbruches in den 70-er Jahren des 20. Jahrhunderts und die völlige Veränderung der Landschaft nachhaltig gestört. Die Trappen balzten danach auf zwei Plätzen im Welsebruch bei Stendell.

Die Brutgebiete der Großtrappenpopulation des Altkreises Angermünde waren weit in der Landschaft verstreut. Gelege wurden in den Gemarkungen der Dörfer Briest, Golm, Fredersdorf, Zichow, Passow und Sterndell am häufigsten nachgewiesen, bzw. bei landwirtschaftlichen Arbeiten gefunden.

Einige Gelegefunde gab es auch bei Jamikow, Schönow, Kunow und Woltersdorf. Wenige Trapphennen, die den Balzplatz im Randowbruch aufsuchten, haben auch nachweislich im Raum Schmölln (Eichstädt) gebrütet.

Im Altkreis Prenzlau existierte in den 70-er Jahren ebenfalls noch eine kleine Population von 30 – 50 Trappen, die aber schon in den 1980-er Jahren ausstarb.
Unsere Angermünder Population litt stark unter der Intensivierung der Landwirtschaft, insbesondere der Pflanzenproduktion. Dann nahmen die Störungen durch den Menschen in den größeren Feldschlägen ab, aber die Ausbringung von Pestiziden aller Art nahm rasant zu.  Damit wurde generell die Insektenwelt stark reduziert und somit die wichtigste Eiweißnahrung für die Trappenküken in den ersten Lebenswochen vernichtet. Die Trappen brüteten zwar noch in der Uckermark, aber sie zogen kaum noch Jungvögel auf. Hinzu kamen natürliche Ereignisse, wir der harte Winter 1978/79. Durch den hohen Schnee und lange Frostperioden verhungerten viele Trappen. Sie ernähren sich im Winter von Pflanzen, aber Rapsblätter und Saatspitzen waren kaum noch zu finden. Jener Winter reduzierte alte Angermünder Populationen von ca. 80 Trappen auf einen Bestand von ca. 45 Tieren. 
Der Bau der 220 KV-Freileitung (sie wurde 1977 in Betrieb genommen) quer durch das Randow-Welsebruch und damit mitten durch das Balz- und Brutgebiet war dann neben der weiteren Intensivierung der Pflanzenproduktion in der Landwirtschaft der endgültige Todesstoß für die Großtrappen der Uckermark. Immer wieder flogen Trappen in die Leitungen und verendeten. Die Ausweisung von Trappenschongebieten, die wir in den 80-er Jahren über den Kreistag des Kreises Angermünde erreichen konnten, waren nur eine Formsache und das übliche politische Mäntelchen, das Aussterben konnten sie nicht verhindern, weil sich in der landwirtschaftlichen Praxis nichts veränderte.
Auch Trappenschonäcker, die von der Kreisverwaltung Angermünde nach der Wende 1991 im Raum Woltersdorf eingerichtet wurden, zögerten das Aussterben der viel zu leidenden Population von ca. 10 Tieren nur etwas hinaus. Trotz aller Bemühungen gelten die Großtrappen für den Raum des Altkreises Angermünde seit Ende der 90-er Jahre als ausgestorben. Das letzte aufgezogene Küken konnten wir 1994 bei Woltersdorf beobachten. Danach gab es keine Reproduktion mehr. Die Gelege, die in den 70-er und 80-er Jahren bei landwirtschaftlichen Arbeiten gefunden oder ausgemäht wurden, gingen alle nach Buckow bei Rathenow in die einzige Aufzuchtstation. Die aufgezogenen und markierten Jungtiere wurden im Havelland wieder ausgewildert. Auch heute leben im Havelland noch ca. 160 Großtrappen, die alle in der Ornithologischen Station Buckow aufgezogen und ausgewildert wurden. Hin und wieder tauchte eines der Jungtiere wieder in unserer Region auf.

Im Sommer 2013 wurde in der Gemarkung Zichow ein Trapphahn entdeckt, sicherlich handelt es sich dabei um einen aus dieser Population stammenden Trapphahn. Ein Hoffnungsschimmer? Wohl kaum!