2014 Durch den Brandwald

Brandwaldtour am 02.11.2014

erlebt und aufgeschrieben von Bärbel Würfel

Oh Herbst wie bist du schön, das dachte auch Peter Hacks und er schrieb dieses Herbstlied.

Der Herbst steht auf der Leiter
Und malt die Blätter an,
Ein lustiger Waldarbeiter,
Ein froher Malersmann.

Er kleckst und pinselt fleißig
Auf jedes Blattgewächs.
Und kommt ein frecher Zeisig,
Schwupp, kriegt der auch ’nen Klecks.
 Die Tanne spricht zum Herbste:
Das ist ja fürchterlich,
Die andern Bäume färbste,
Was färbste nicht mal mich?

Die Blätter flattern munter
Und finden sich so schön.
Sie werden immer bunter.
Am Ende fall’n sie runter.

Der Herbst steht auf der Leiter

Heute am 02.11.2014 war wieder ein phantastisches Wetter. Bei 15 °C und leichtem Wind drehten die Windräder langsam wieder ihre Kreise. Diesen lauen Novembertag wollte ich nicht ungenutzt verstreichen lassen und meine zweite Tour zum Brandwald stand in diesem Jahr noch aus. Abends verkündete der Wetterbericht, dass in Deutschland heute bis zu 23°C gemessen werden.

Ab Passow geht es zum Landiner Weg langsam, aber stetig bergan. Mein Drahtesel Otto schwächelt oder der Weg zum Brandwald steigt höher an. Vor einigen Jahren schaffte ich die Strecke noch ohne abzusteigen, aber heute musste ich es schon am Anfang des Landiner Weges tun. Kann das etwa auch an meiner abnehmenden Kondition liegen? Bestimmt muss ich bald umsatteln und ein Elektrobike muss meine „Ausritte“ unterstützen.

Jeden Pilz kann man einmal essen

Die Ahornbäume tragen nicht mehr alle Blätter; ein goldgelb gefärbter Blätterteppich unter den Bäumen schmückt den Waldboden. Auch in den Birkenwäldern ist das Blätterdach schon lichter geworden. Nur die Kiefern tragen ihr immergrünes Kleid. Doch auch sie verlieren jedes Jahr viele Nadeln und über dem Waldboden legt sich ein weicher, dicker Teppich. Das Moos ist üppig und sattgrün. Einige Pilze finde ich am Wegesrand. Die sind mir nicht bekannt, also lasse ich sie links liegen, obwohl man ja jeden Pilz wenigstens einmal essen kann. So hungrig war ich aber nicht. Ein Fliegenpilz lockte mit seiner roten Färbung und seinen weißen Punkten besonders verführerisch.

Landiner Weg

In die Pilze

Ich sah einen Jäger, der mit geschulterter Jagdflinte auf Pirsch ging. Wie gut, dass ich heute eine rote Jacke an hatte, und auf Rotjäckchen würde er ja bestimmt nicht schießen.

Auf dem Oder-Welse-Radweg konnte ich meinem Drahtesel wieder die „Sporen“ geben. Ich traf drei Radfahrer, die hatten heute dieselbe Idee wie ich. Einigen Autos musste ich ausweichen. Zum Glück ist das Straßenbankett gemäht. Wenn der geplante Radrundweg, von Zichow durch Wendemark am Randowtal und durch Passow im Welsetal, hinauf auf die Passower Höhen bis an den jetzt schon fertigen Radweg von Pinnow, über Landin und Herrenhof bis zur Anbindung der B166, fertig ist, dann steht der Zeiger meiner Lebensuhr bestimmt schon auf drei vor zwölf und der Pflegedienst fährt vielleicht mit mir die Stecke im Auto ab (wenn ich das noch gut bezahlen kann).
Die Kiefern im Brandwald werden dann schon zu einer stattlichen Kiefernschonung herangewachsen sein, vorausgesetzt, es entsteht nicht wieder ein Brand bei der Getreideernte, wie das am 07.08.2008 der Fall war.

Der Brandwald

Oder-Welse-Radweg

Kurz hinter der Brücke über den Landiner Abzugsgraben wendete ich und machte mich auf den Heimweg, nicht auf dem direkten Weg, das wäre ja langweilig. Nein, ich suchte mir meinen eigenen Rundweg. Ich wollte ja noch zu der Stelle, wo in der Nacht vom 20. zum 21.09. ein starker Gewitterregen die B 166n überflutete und diese bis in die Vormittagsstunden gesperrt werden musste. Die Überflutung war an der Stelle, wo die B 166n auf die Einmündung der alten B 166 aus Passow trifft; so war der Weg in Richtung Osten abgesperrt.

Erntefest bei Sonnenschein

Am 20.09.2014 wurde in Passow nach vielen Jahren wieder mal ein Erntefest bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen gefeiert. Die Gäste und Helfer beim Erntefest aus Stendell und Schwedt mussten dann in der Nacht einen weiten Umweg über Grünow, Schönermark, Frauenhagen, Pinnow und Landin in Kauf nehmen. Zum Glück gibt es ja den Oder-Welse-Radweg schon ab Pinnow, sonst wäre die Fahrt nur über Angermünde nach Schwedt möglich gewesen. Es wurde auch erzählt, dass dieses Unwetter einem Erntefestbesucher die Fahrerlaubnis gekostet hat, da er der Polizei, die die Absperrung der Straße vornahm, aufgefallen war und das Ergebnis des Alkoholtestes positiv ausfiel. Dieser Person wird das Erntefest in Passow sicher für immer in schlechter Erinnerung bleiben, aber alle anderen Gäste waren von dem Fest begeistert und es wird schwer werden, in den nächsten Jahren dieses Fest zu überbieten. Ein Dank an die Mitglieder des Ortsbeirates Passow, die die Idee in die Tat umsetzten. Die AHV und viele andere Geldgeber machten das Fest möglich.

2014 Erntefest

Der Sprachfehler

Da fällt mir doch ganz spontan eine Geschichte aus vergangenen Zeiten ein, die sich auf einem Erntefest zugetragen haben soll: Der Bruder von Frieda kam abends bei einem Erntefest ganz aufgeregt in den Saal zu seinen Eltern gelaufen und rief: „Papa, Papa komm schnell raus. Unsere Frieda ist krank, sie hat mit einem Mal einen Sprachfehler. Sie kann nicht mehr Erntefest sagen, sie sagt immer: „Feste Ernst, feste Ernst.“ Über die Reaktion des Vaters wurde nichts überliefert, ob Friedas Krankheit geheilt wurde auch nicht.

Feldweg

Nun aber wieder zurück zu meiner Radtour: Um an die Stelle auf dem Acker zu gelangen, wo die Wassermassen tiefe Rinnen ausgespült haben, benutzte ich wieder mal die Spuren der Traktoren. Die befahren sich ja oft besser als die vorhandenen Feldwege und man kommt an Orte, die auf legalen Wegen nicht zu erreichen sind. Oben auf dem Berg in Höhe der Überflutungsstelle angekommen, sah man die tief ausgespülten Rinnen. Zuerst lief das Wasser wohl durch die kleine, mit Bäumen und Büschen bewachsene „Feldinsel“, aber dann suchte es sich den Weg des geringsten Widerstandes, lief links und rechts an der Feldinsel vorbei und schwemmte die Erde auf die B 166n.

Das Feld war kurze Zeit vorher mit Raps bestellt worden; da hatte das Wasser ein leichtes Spiel mit dem lockeren Ackerboden. Als ich diese Stelle am 21.09.14 gegen 10:00 Uhr aufsuchte, war die Straße schon geräumt. Die Erdmassen türmten sich rechts und links der Straße und die Straßensperrung war aufgehoben. Die Wassermassen, die die kleine Senke nicht aufnehmen konnte, waren bis zum Wäldchen bei Herrenhof und bis zum Wäldchen im Passower Bruch geflossen. Kaum vorstellbar, welche Wasserkübel da vom Himmel gefallen sein müssen, bei uns in Wendemark waren im Regenmesser nur 16 Liter/m².

Überschwemmung

Regenspuren

Am Wegesrand: Hinweisschilder auf Gas- und Ölleitung

Ein Donnerwetter gab es nicht

Mit stark verschmutzen Schuhen und Fahrradreifen fuhr ich auf der alten B 166 bis nach Passow. Wenn meine Kinder früher so verschmutzt nach Hause gekommen wären, hätte es bestimmt ein Donnerwetter von mir gegeben, doch mit mir ging ich nicht so hart ins Gericht, es hat ja einfach Spaß gemacht. In Passow bog ich zum Baggerpfuhl ab und landete glücklich und voll getankt mit viel Sonnenenergie wieder in Wendemark in der Lindenallee. Ob ich so einen warmen 02. November noch mal erleben werde?