Auf zur Hölle, am 09.08.2015 über Stock und Stein
von Bärbel Würfel
Nach sehr heißen Temperaturen in der vergangenen Woche zeigte sich der Sonntag als normaler Sommertag mit 25 °C und leichtem Wind. Mein Drahtesel Otto wollte wieder mal bewegt werden. Ich tat ihm den Gefallen. Als ich vom Hof „ritt“, entdeckte ich hinter dem Schönower Wald eine große Rauchentwicklung. Ich vermutete einen Wald- oder Getreidebrand, wegen der zu dieser Jahreszeit herrschenden Temperaturen und großen Trockenheit keine Seltenheit. Ich rief bei der Notrufnummer 112 an und ein Herr bestätigte mir, dass zwischen Hohenselchow und Wolterdorf schon ein Getreidebrand gemeldet wurde. Er bedankte sich aber bei mir für meine Aufmerksamkeit.
Auf dem neuen Teilabschnitt des Oder-Welse-Radweges, der bis zur Lindenallee 3 schon fast fertig ist, radelt man mit viel Vergnügen. Beim Begegnungsverkehr mit vier Rädern muss der Radfahrer vom Radweg weichen, und das gestaltet sich gegenwärtig noch schwierig, weil die Bankette (Straßenränder) noch nicht hergerichtet sind.
Ein Wendemarker stürzte vor einigen Wochen mit seinem Rad schwer und er zog sich erhebliche Verletzungen zu. Er hatte wohl die Vorderbremse mit der Rückbremse verwechselt und machte einen kühnen Abgang über den Lenker. Seine Verletzungen brauchten eine lange Zeit, um auszuheilen. So wurde auf dem Radweg auch schon Blut vergossen.
In den Randowwiesen war alles ruhig und friedlich, einige Fischreiher standen auf dem angrenzenden Acker, Kolkraben suchten bei den Rinderherden nach Leckerbissen, Kranichrufe hörte man aus der Ferne und das Muhen der Kühe war auch nicht zu überhören. Stare waren auf Futtersuche; leider sind die Holunderbeeren ja noch nicht reif, doch in den Kuhfladen finden sich bestimmt ein paar fette Maden. Wenn die Holunderbeeren reif sind, finden sie reichlich Nahrung und sie können sich an den Beeren laben, obwohl sehr viele Holunderbüsche an den Grabenrändern auch schon eingegangen sind. Kiebitze erhoben sich in großen Schwärmen zum Himmel und zeigten im Flug ihre weißen Bäuche.
Der Cowboy mit dem großen Fass
Der „Cowboy“ war wieder mit dem Traktor und dem großen Wasserfass unterwegs und versorgte die Rinder mit Wasser. Doch zurzeit ist ihr Hunger größer als ihr Durst. Die Rinder haben wohl heute eine frische Weide beziehen dürfen. Nun fressen sie genüsslich das frische Gras. Viele Kälber laben sich an der Milchbar ihrer Mutter und die Bullen in der Herde brüllen laut; wer weiß, vielleicht wollen sie mich warnen. In den Medien wurde vor kurzem berichtet, dass in Nordtirol, im Stubaital, eine deutsche 45-jährige Wanderin auf einer Alm von einer Kuhherde attackiert und getötet wurde. Vermutlich wollten die Kühe ihre Kälber schützen und sahen die Wanderin als Feindin an.
Höllentour Rauchwolken Straßenbau
Randowtal
Otto will weiter!
Also halte ich lieber immer einen gebührenden Abstand. Nach ca. 30 Minuten stoppte ich meinen Drahtesel „Otto“ wieder vor meinem Gehöft. Der wollte aber noch nicht in den Stall; dann gab auch ich mir einen Ruck und wir starteten in die andere Richtung, zum Bahnhof. Ab Lindenallee 3 bis zum Bahnhof ist die Straße noch eine Recyclingpiste und ist sehr schwer zu befahren. Aber ein Ende der Straßenbauarbeiten ist abzusehen. Über den Briester Weg rollt das Rad auch ohne Schwierigkeiten und ich lenkte meinen Drahtesel weiter über den Wirtschaftsweg, der 2004 – 2006 im Zuge der Baumaßnahme B 166n entstanden ist, hinauf auf die Wendemarker Höhen. Hier waren die Mähdrescher im Einsatz. Die Weizenernte ist in vollem Gang; von den wogenden goldgelben Ährenfeldern ist bald nichts mehr zu sehen.
Der Wirtschaftsweg
Die Mähdrescher und der Storch
Bei der Beobachtung der Mähdrescher schweiften meine Gedanken zurück in die Vergangenheit. Wie mühsam musste man früher die Ernte einbringen, wie viele Menschen waren damit beschäftigt und wie schwer war die körperliche Arbeit. Bei diesen Gedanken ziehe ich noch heute den Hut vor dieser Leistung. Aus meiner Kindheit habe ich da auch noch einige Erinnerungen an die Erntezeit. Aber zu der Zeit gab es ja schon Mähbinder und Dreschkasten. Doch zur Kindheit meiner Großeltern, da musste alles Getreide noch mit der Sense gemäht, zu Garben gebunden und in Hocken aufgestellt werden. Nach der Sonnentrocknung wurden die Garben wieder auf einen Wagen geladen und zur Scheune des Bauern oder des Gutsbesitzer gefahren und dort, vor der Erfindung des Dreschkastens, mit dem Dreschflegel ausgedroschen.
Historische Erntefotos (von Herrn Brunkow zur Verfügung gestellt)
In diesem Jahr haben die Landwirte hervorragendes Erntewetter; nur mit dem Ernteergebnis sind sie aufgrund der Trockenheit in der Wachstumsphase nicht ganz zufrieden. 2014 konnte eine Rekordernte eingefahren werden. 2015 gibt es erhebliche Einbußen bei dem Getreide und wenn nicht bald genügend Niederschläge fallen, dann auch bei den Hackfrüchten.
Ich füge hier ein paar Auszüge aus der Chronik der Kirchengemeinde Briest ein; diese zeigen die Sorgen und Nöte der Bauern in längst vergangenen Zeiten.
… In den Pfarrakten ist ein Brief Lehmanns vom 15.8.1883 erhalten, in dem er anlässlich eines schlechten Erntejahres der alten Briester Gemeinde gedenkt;
Er schreibt: „Dabei gedenke ich an so manches Sorgenjahr, das wir auch in Briest in der Ernte haben durchmachen müssen. Namentlich in einem Jahr zur Zeit der Weizenernte, wo ich mit meiner seligen Frau die durchnässten Garben umsetzen mußte. In jenem Jahr war es für die lieben Hausfrauen sehr schwer, Kuchen zu backen, weil das Weizenmehl zu feucht war. Aber der liebe Gott hat damals gnädig durchgeholfen. Auch hier ist nach langer Trockenheit gerade zur Erntezeit fast unaufhörlicher Regen gekommen, und viel Getreide soll durchgewachsen sein”.
Eine große Missernte brachte das Jahr 1896. In die erste Hälfte des Sommers fiel eine große Dürre, wodurch das Sommergetreide sich nur wenig entwickelte. Nachdem der Roggen fast eingeerntet war, trat Regenwetter ein, wodurch der Weizen z.T. auswuchs und auch Gerste und Hafer bedeutend an Güte verloren. Im September fingen die Kartoffeln wegen der vielen Regengüsse an zu faulen.
Der Winter 1900/1901 brachte fast gar keinen Schnee. Es folgte ein dürres Frühjahr, bis Spätherbst fiel kein durchdringender Regen. Die Dürre machte sich besonders in Fredersdorf bemerkbar. Fast alle Brunnen des Dorfes waren trocken. Die meisten Besitzer holten ihr Wasser aus dem 3 Kilometer entfernten Wröth- See. Bis nach Michaelis war der Wasserspiegel bis hinter das Rohr zurückgegangen. Land und Wiesenheu hatte es wegen der Dürre so wenig gegeben, daß in Fredersdorf viele Besitzer ihren Rindviehbestand bis auf die Hälfte verkaufen mußten.
Über die Witterung und ihre Einflüsse auf die Ernte liegen aus der Zeit einige Nachrichten vor: Obwohl es vom Frühjahr bis zur Ernte 1904 nur wenig geregnet hatte, so daß in Fredersdorf die meisten Brunnen versiegten, so hatte man an Getreide doch eine gute Mittelernte. Wiesen und Landheu hat es wenig gegeben.
Kartoffeln und Rüben aber brachten noch keine Mittelernte. Obst aber gab es viel. Im Frühjahr 1905 gab es viel Regen, so daß sich die Getreideaussaat sehr verzögerte. Da sich die häufigen und starken Niederschläge bis zum Herbst hin fortsetzten, wurde das Land so mit Wasser getränkt, das die Entwicklung des Sommergetreides darunter litt. Gerste und Hafer brachten nur geringen Ertrag. Roggen und Weizen bekamen starken Auswuchs. Die Kartoffeln waren stellenweise bis zur Hälfte faul. Auch wurde das Ausheben durch die Nässe sehr erschwert. Auf den Äckern entstanden große Wasserflächen, die Wiesen waren so überschwemmt, dass viele gar nicht gemäht werden konnten und daß auch das gemähte Gras oft verdarb. Die Herbstaussaat zog sich bis zum Dezember hin.
Das Jahr1911 war in vieler Beziehung ein merkwürdiges. Einem schneearmen Winter folgten ein ebenso trockener wie heißer Frühling und Sommer. Sogar der Herbstanfang bot noch Tage mit glühender Hitze, denen kühle Nächte folgten. An vielen Tagen vor und nach der Ernte zeigte der Wärmemesser schon oft um 9 Uhr vormittags 24 bis 30 Grad Celsius im Schatten; die Nachmittage brachten es auf 32-40 Grad im Schatten. Die Wege waren während der Heu- und Getreideernte wie Mehlstaub zerfahren. Dieser Staub wirbelte bei der leisesten Bewegung auf, drang in die Atmungsorgane von Tier und Mensch und bedeckte Gras, Baum und Strauch mit einer dicken Schicht. Selbst auf dem quellenreichen Grund von Briest versiegten mehrere Brunnen; die kleinen Teiche auf dem Felde trockneten völlig aus. Die Ernte der Hackfrüchte war deshalb unter dem mittleren Durchschnitt. Das geerntete Heu war der Menge nach wenig, der Beschaffenheit nach aber gut. Die Folge der geringen Ernte war, daß überall die Rindviehbestände eingeschränkt werden mußten. Der Verkauf des Viehes hatte aber Schwierigkeiten, da bei Rindern und Schweinen die Maul- und Klauenseuche herrschte, die sich über ganz Brandenburg und die benachbarten Gebiete ausgedehnt hatte, so daß ein allgemeines Verkaufsverbot erlassen wurde. Trotz der Dürre des Jahres 1911 und des dadurch bedingten geringen Wachstums des Getreides war die Körnerernte immerhin noch gut und reichlich, besonders im Vergleich zu den Vorjahren.
Die furchtbare Dürre des Jahres 1911 trat erst 1912 recht in Erscheinung. Bäume und Sträucher und Reben waren eingegangen oder siechten dahin.
Eigenartige Witterung brachte auch das Jahr 1912: Das Korn stand mannshoch und versprach eine prächtige Ernte. Da setzte ein nicht enden wollender Regen ein, auch Hagelschlag. Dadurch wurde die Ernte nicht nur verzögert, das Getreide wurde auch größtenteils naß oder feucht in Mieten gesetzt oder eingefahren, nachdem es in den Stiegen ausgewachsen war. Die meisten Mieten wurden im Regenwetter ausgedroschen, die letzte freistehende Miete in Fredersdorf erst in der 2. November- Woche bei Frost und Schneetreiben.
Die Ernte des Jahres 1913 fiel zur Zufriedenheit aus; das trockene und raue Frühjahrswetter hatte die Landwirte mit Besorgnis erfüllt. Das ganze Getreide geriet aber vorzüglich und konnte bei bestem Wetter geerntet werden.
Das Sommervierteljahr 1914, dem ein trockenes, dem Wachstum günstiges Frühjahr vorausging, war sehr heiß. Die Wärme war Tag für Tag abnorm, zumal der Regenfall gänzlich ausblieb. Das Thermometer zeigte morgens 10 Uhr schon 25 Grad Celsius im Schatten. Unter der Hitze hatten besonders die Arbeiter zu leiden, die an der Herstellung des Ortsnetzes für die Überlandzentrale des Märkischen Elektrizitätswerkes arbeiteten, die durch den Krieg unterbrochen wurden. Besonders denen, die auf den Masten zu tun hatten, setzte die Hitze schwer zu. Gesichts- und Armhaut verbrannten. Augenentzündungen stellten sich ein, so daß die Arbeiten einige Tage unterbrochen werden mußten. Bei der Hitze war die Ernte ganz vorzüglich; die Unterbringung ging schnell vonstatten, so daß sie Anfang August in Scheunen und Mieten geborgen war.
Der erste seiner Art
Nun aber wieder zur Gegenwart. Nach der Beobachtung der Mähdrescher führte mich mein Weg weiter auf dem sogenannten Kirchweg bis kurz vor Briest zur Putenmastanlage, die 2012 errichtet wurde.
Hier musste ich einem Gefährt aus dem vergangenen Jahrhundert Platz machen. Es war beladen mit Wendemarker Einwohnern und ihren Feriengästen. Die Familie Krüger hatte mit Traktor und Hänger das private Museum von Herrn Reinhard Ekelmann in Briest besucht. Das kleine Museum kann man wirklich jedem geschichtsinteressierten Menschen empfehlen. Herr Ekelmann hat wahre Schätze aus der Vergangenheit zusammengetragen. Bei einigen Gegenständen ist meiner Generation der Verwendungszweck nicht mehr eindeutig bekannt.
Ein Traktor namens Minka
Herr Bernd Krüger berichtete mir zu seinem Traktor folgende Details: „Unser Trecker trägt den Namen Minka. Er war der erste LPG-Traktor seiner Art in Wendemark. Das genaue Baujahr kann ich leider nicht sagen. Habe aber mal nachgelesen: Der Schlepper wurde von 1953 bis 1956 in 7574 Exemplaren im VEB Schlepperwerk Nordhausen gebaut. Er hat 30 PS und seine richtige Bezeichnung ist: RS 04/30.“
Auf meiner Rückfahrt überholte ich den Traktor lässig mit meiner 1 PS (Pferdestärke) oder besser vielleicht mit meiner eigenen 1 DS (Drahteselstärke), obwohl ich einige Jahre mehr auf dem Buckel habe als der Traktor. Mein Weg führte mich über ein abgeerntetes Weizenfeld zur großen Hölle, ohne dass vorher jemand zu mir gesagt hatte: „Fahr doch zur Hölle.“
Mit „Große Hölle“ wird eine tiefe Landsenke an der B 166 in der Gemarkung Briest unweit der Zichower Gemarkungsgrenze bezeichnet. Auf der anderen Straßenseite gibt es auch noch die Kleine Hölle; die Senke ist nicht ganz so tief.
Frau Pieper aus Briest erzählte mir, dass es zur Hölle eine Sage gibt:
Die Große Hölle war in grauen Vorzeiten mit Wasser gefüllt und bildete einen großen See. Eine Gräfin, die dort mit Pferd und Wagen unterwegs war, kam nicht weiter, das verärgerte sie sehr. Sie stieß einen furchtbaren Fluch aus, die Hölle tat sich auf, verschlang das Wasser, sowie die Gräfin samt Pferd und Wagen. Ab diesem Zeitpunkt war die Hölle ohne Wasser, aber gefüllt mit fruchtbarem Ackerland.
Das kann Frau Irmgard Pieper auch bestätigen, denn ihrem Onkel gehörte das Land, und sie musste oft dort bei der Ernte helfen. Sie beschreibt den Zustand der „Großen Hölle“ folgendermaßen: „Wir kennen die Hölle als einen Krater mit fruchtbarem Ackerboden. Der Bauer musste aber gut fahren können, wenn er das Land beackern wollte, besonders in der Ernte, wenn das Getreide mit dem Mähbinder gemäht werden musste und dann auf dem Wagen zu einer großen Fuhre geladen wurde. Wenn das nicht mit Sinn und Verstand gemacht wurde, kippte der Wagen samt Ladung um. Das bedeutete Hohn und Spott der andern Leute und doppelte Arbeit. Ganz unten war ein Loch, mit Sträuchern umwachsen, man konnte mit viel Phantasie vermuten, dass das der Eingang zur Hölle sei. Wenn man auf der Chaussee mit Pferd und Wagen vorfuhr und unten auf dem Land arbeitete jemand, dann war das, als wenn man vom Briester Kirchturm schaute, so tief war die Hölle.
Die große Hölle
Wenn ich in meiner Kindheit mit dem Rad nach Gramzow oder Zichow gefahren bin, dann trat ich auch immer kräftiger in die Pedalen, wenn ich an der Hölle vorbei fuhr. Mir war die Vorbeifahrt immer sehr gruselig. Denn mit dem Wort „Hölle“ verband ich ja nichts Gutes.
Als das Höllenfeuer brannte
Heute wollte ich mich davon überzeugen, wie viel vom Höllen-Cocktail schon entsorgt wurde. Die Große Hölle wurde vom PCK 1965 als Abfalllagerstätte angelegt. Sehr viele giftige Substanzen wurden dort über 26 Jahre entsorgt und die füllten die Senke bis zum oberen Rand. Zu DDR-Zeiten wurden die Rückstände oft bei Westwind angezündet und mächtige schwarze Rauchwolken zogen über Wendemark. Jeder wusste dann, dass das Höllenfeuer wieder entfacht war. Zu DDR-Zeiten wurde diese Umweltsünde totgeschwiegen; das Randgebiet wurde mit vielen Bäumen und Sträuchern begrünt und ein Zaun sowie ein Tor verhinderten den Zutritt. Das Areal wurde auch bewacht. Von Unwissenden aus der Ferne betrachtet, war das eine grüne Oase mit See. Vielen Vögeln wurde der Giftsee zum tödlichen Verhängnis.
Erst in der Wendezeit 1988/89 machten Umweltschützer laut in der Öffentlichkeit auf diesen Giftcocktail aufmerksam; seitdem kämpfen sie für die Entsorgung und Sanierung. Um das Gelände herum wurden vor einigen Jahren Probebohrungen durchgeführt. Die Medien berichteten mehrfach über die Sanierung der „Großen Hölle“. Im Internet kann man sich gut darüber informieren.
Das versteckte Dorf
Ich hoffe, dass ich vom Ende der Sanierung in einigen Jahren auch noch berichten kann. Mein Heimweg führte mich über Stock und Stein über die Stoppelfelder zurück nach Wendemark. Die hügelige Landschaft um Wendemark ist typisch für die eiszeitliche Formung der Uckermark. Wenn man auf der B 166 entlang fährt, kann keiner ahnen, dass hinter dem Berg sich ein großes weites Tal und ein kleines, vier Kilometer langes Dorf versteckt. Man sieht von hier nur am Horizont eine bewaldete Bergkette, den Kirchturm von Blumberg im Osten und im Norden die Windräder bei Schmölln an der Autobahn nach Stettin.
Stoppelfelder und mein Otto
Ich gerate immer wieder ins Staunen, welche Kräfte der letzten Eiszeit diese Landschaft so geprägt haben.
Auf einem Hügel, der zurzeit nicht bewirtschaftet und zur Zwischenlagerung von Dung genutzt wird, entdeckten meine Augen einen ganz runden Stein. Im ersten Moment dachte ich, oh, ein Kuckucksstein. Die haben wir als Kinder immer gesammelt; das waren unsere Glückssteine. Doch zu meinem großen Erstaunen war der Stein gleichmäßig rund wie eine Kugel. Vielleicht ein seltener Fund? Ich werde recherchieren. Die Kugel hat einen Durchmesser von 28 mm und wiegt 32 Gramm.
Das Geheimnis der Steinkugel
Dieser Fund verlieh mir neue Kräfte und wieder zufriedene Heimatgedanken. Auf meine Anfrage beim Landesdenkmalamt in Wühnsdorf erhielt ich folgende Antwort:
Sehr geehrte Frau Würfel,
unser Landesdenkmalamt hat Ihre Frage zu der Steinkugel “elegant” an mich weitergeleitet.
Derartige Steinkugeln wurden vom Mittelalter bis zum 30-jährigen Krieg für kleinkalibrige Kanonen benutzt. Es gibt sie auch als Geschoss für Jagdarmbrüste mindestens bis ins 18. Jh., aber dafür scheint die Kugel etwas groß. Die Fundstelle auf dem Acker lässt eine Deutung als Spielkugel sehr unwahrscheinlich erscheinen.
Tut mir leid, aber eine absolut sichere Deutung ist leider nicht möglich.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Matthias Schulz
Sachbearbeiter untere Denkmalschutzbehörde
Wer damit geschossen hat und in welchem Krieg die Kugel den Feind treffen sollte und vielleicht auch getroffen hat, werde ich wohl nicht mehr ermitteln können. Schade!