2010 – Meine erste Radtour

Meine erste Radtour am 28.02.2010 – Wenn man auf den Ruf eines Esels hört

von Bärbel Würfel

Der Winter 2010 mit einer geschlossenen Schneedecke erfreut uns nun schon seit dem 02.01.2010. Am 30.01.2010 gab es heftige Schneefälle mit starken Verwehungen in unserer Region. Hier meine Fotos als Beweis:

Winterimpressionen vom 31.01.2010

Seit dem 22.02.2010 lagen die Temperaturen an jedem Tag im Plusbereich. Es setzte ganz allmählich das Tauwetter ein. Die weiße Pracht, die uns in diesem Jahr nicht nur erfreut hat, löst sich in Wasser auf. In dieser Woche hörte ich schon mehrmals aus dem Winterquartier meinen Drahtesel „Otto“ laut „ia, ia“ rufen. Auch meinen inneren Schweinehund hörte ich schon laut grunzen, denn er wollte angefutterten Winterspeck gerne loswerden. So entschloss ich mich am letzten Tag des Februars, meine erste Radtour in diesem Jahr zu starten. Die Straßen waren frei, und beim zweiten Startversuch schien die Sonne. Der erste Start wurde nach 500 m abgebrochen, weil es aus den dunklen Wolken tröpfelte.

Ein Härtetest für Otto

Bis zum ehemaligen Konsum in Wendemark, der seit ca. 1990 im Dornröschenschlaf liegt und vom Traditionsverein Wendemark e.V. gekauft wurde, lief das Rad auf dem betonierten Sommerweg wie geschmiert, aber dann konnte der unbefestigte und vom Tauwasser aufgeweichte Weg nicht genutzt werden. Es blieb mir nichts weiter übrig, als auf der über 100 Jahre alten Pflasterstraße zu radeln. Das war ein Härtetest. Das Blut in den Händen und Armen kam durch das „Gestucker“ tüchtig in Wallung, und die Hände und Arme juckten kräftig, hoffentlich wurde kein „Kalk“ abgerüttelt.

Sonnenaufgang, Schneereste, Pflasterstraße mit betoniertem Sommerweg

Ehemaliger Konsum

Innerlich schimpfte ich schon mit mir, aber mein geliebtes Randowtal hatte lange auf mich verzichten müssen. Die Rinnsale und Pfützen auf der Straße kühlten meine Füße. Der Plattenweg ins Randowtal war teilweise noch mit Schnee bedeckt, und manch bedrohlicher Schlenker ließ das Adrenalin ansteigen. Das fehlte noch, dass ein Sturz die erste Radtour vermiest.

Wer auf den Ruf des Esels hört

Alles ging gut bis zur Randow, aber der Plattenweg, auf dem ich wieder zurückfahren wollte, war noch stark mit Schnee bedeckt. Hier hatten die Schneestürme vom 30.01. und 02.02.2010 tüchtig Schnee aufgetürmt, da die angepflanzten Bäume ein natürliches Hindernis bildeten. Nun galt es nur Augen zu und durch, oder besser Augen auf und hingeschaut, wo der Schnee nicht ganz so hoch liegt. Das Rad musste ich schieben, der Schnee setzte sich in den Rädern fest, und die „Schiebung“ wurde immer schwerer, meine Füße immer nasser und meine innere Stimme immer lauter, sie schimpfte über so viel Unverstand. So ist das, wenn man auf den Ruf eines Esels hört.

Die Straße nach Zichow, Plattenweg ins Randowtal

Randow,  Weitblick Randowtal

Zwei Kraniche ließen ihr lautes Trompeten hören, Herr Fuchs verschwand sehr schnell aus meinem Blickfeld, und als ich ein Foto schießen wollte, da hatte der Fotoapparat Ladehemmung, denn die Batterien waren leer.

Was wird Xynthia bringen?

Viele Enten erhoben sich aus der Randow in die Luft, die hatten auch nicht mit einer menschlichen Störung gerechnet, nur die vielen Wildgänse, die beobachteten die Störerin aus der Ferne. Ich konnte es mir nicht verkneifen, in die Hände zu klatschen, da erhoben sich alle, und ich war erstaunt, wie viele es waren, die in den „neu entstandenen Randowseen“ nach Futter suchten. Am Himmel konnte man erst erkennen, wie viele es waren. Vorher verrieten sie sich mehr durch ihr Geschnatter als durch ihren Anblick. Die Färbung des Gefieders, die vielen Maulwurfshaufen und das schmutzige Graubraungrün der Wiesen bildete eine gute Tarnung. Mein Weg wurde immer beschwerlicher, der Schnee immer höher, die abgetauten Schneeränder immer rutschiger und meine Stimmung immer mieser. Der Himmel zog sich auch immer dichter zu, der Wind frischte mehr und mehr auf. Die Wetterfrösche haben das Sturmtief „Xynthia“ vorhergesagt, das uns heute Nacht und morgen erreichen soll. Aus Frankreich wurden heute Vormittag schon gewaltige Schäden gemeldet. Und aus dem Westen Deutschlands auch. Ich hoffe, dass ich morgen keinen schlimmen Bericht von Schäden des Sturmes aufschreiben muss.

Zum Schluß gab´s Regenbogen

Als ich meinen Drahtesel Otto dann in seinen Stall bringen wollte, verzauberte ein wundervoller Regenbogen den Osthimmel. Mein Otto äußerte den Wunsch, bei dem schönen Anblick noch schnell zum Ende des Regenbogens zu „reiten“. Er meinte, dass am Ende des Regenbogens ein Schatz vergraben sein soll. Davon kann auch nur ein Esel überzeugt sein. Meinen zweibeinigen Schatz finde ich im Haus, in der warmen Stube. Die strapazierten Glieder der Drahteselreiterin wollten sich lieber auf der Couch regenerieren.

Drahtesel Otto, Regenbogen

Anmerkung am Tag danach: Ich muss nicht über Schäden vom Sturmtief „Xynthia“ in unserer Region berichten.